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Immunität eines faschistischen Parlamentariers aufgehoben Tagesthema

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Immunität eines faschistischen Parlamentariers aufgehoben
Am Mittwoch hat die Vollversammlung des griechischen Parlaments die Immunität des rechtsextremen Ilias Kassidiaris als Abgeordneter aufgehoben. Ministerpräsident Samaras zeigte sich enttäuscht, weil drei Abgeordnete aus seiner Partei gegen diesen Schritt gestimmt hatten. Die Parlamentsimmunität des Pressesprechers der faschistischen Partei „Chryssi Avgi" (CA), Ilias Kassidiaris, wurde am Mittwochabend aufgehoben. Dadurch öffnet sich der Weg der Justiz gegen den Rechtsextremen. Im Juni vorigen Jahres hatte er die Parlamentarierin Liana Kanelli, die der Kommunistischen Partei (KKE) angehört, vor laufender Kamera dreimal heftig geohrfeigt.
dreimal heftig geohrfeigt. Gegen die Aufhebung seiner Immunität als Abgeordneter stimmten drei Volksvertreter der regierenden Nea Dimokratia (ND), einer aus den Reihen der Sozialisten hat sich der Stimme enthalten.

Die falsche Botschaft
Das Abstimmungsergebnis führte zu heftigen Unstimmigkeit in den Reihen der ND, vor allem, weil auch der Generalsekretär der Partei, Emmanouil Kefalogiannis mit „Nein" gestimmt hatte. Seine Entscheidung rechtfertigte er im Anschluss lapidar mit den Worten: „Ich wollte, dass Herr Kassidiaris die Gelegenheit bekommt, sich für seine Tat zu entschuldigen." Der ND-Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Religion, Kultur und Sport Jannis Ioannidis erklärte, dass er „aus Versehen" mit „Nein" votiert habe, er hätte eigentlich den Vorsatz gehabt, eine „Ja"-Stimme abzugeben. Der Parlamentarier der Konservativen Jannis Karabelas, der ebenfalls mit „Nein" votiert hatte, zeigte sich im Anschluss zerknirscht: „Ich habe einen Fehler gemacht." Er habe in Wirklichkeit eine andere Botschaft vermitteln wollen, „dass es nicht reicht, vor dem Publikum verurteilt zu werden, man brauche eine Verurteilung durch die gesamte Gesellschaft". Sollte er noch einmal abstimmen, würde sein Votum anders ausfallen, schließlich verurteile er Phänomene der Gewalt entschieden.

Rechtsextreme Gewalt
Nur wenige Stunden vor dem Votum in der Parlamentsvollversammlung hatte der griechische Ministerpräsident und gleichzeitig ND-Vorsitzende Antonis Samaras vor der Jugendorganisation seiner Partei (ONNED) eine Rede über die Gewalt gehalten. Scharf kritisierte er dabei sowohl Gewalt von rechts als auch von links. Er stellte fest: „Die beiden Extreme bauen sich gegenseitig auf und zerstören Gesellschaften." Zudem sagte er, dass die Linksextremen die Anarchie hegen würden, während „die Rechtsextremen die Intoleranz pflegen und die Gesellschaft vergiften". Nach dem Abstimmungsergebnis zeigte sich Samaras von der Haltung seiner drei Parlamentarier äußerst enttäuscht. Der Sekretär der ND-Parlamentsfraktion Athanassios Bouras stellte fest, dass die drei gegen die Richtlinie der Partei verstoßen hätten. Kurzzeitig hatte man in der ND-Führung sogar mit dem Gedanken gespielt, den Generalsekretär Kefalogiannis zum Rücktritt aufzufordern.

Angriff vor laufender Kamera
Was die sozialistische PASOK betrifft, die die Regierung Samaras unterstützt, so enthielt sich ihr Abgeordneter Dimitris Kremastinos der Stimme. Im Anschluss erklärte er, er sei bei der Abstimmung zu spät erschienen und habe nicht gewusst, „über welches Thema abgestimmt wurde". Kassidiaris selbst sprach in einer Rede von einer „konstruierten Anklage". Dabei forderte er selbst, seine Parlamentsimmunität aufzuheben, um „Klarheit" zu schaffen. Er fügte optimistisch hinzu, dass er ohnehin „wieder einmal freigesprochen" werde. In einem anderen Gerichtsverfahren war er am 7. März freigesprochen worden. Vorgeworfen hatte man ihm, im Jahr 2007 an einem Überfall auf einen Studenten mitgewirkt zu haben, was vor Gericht letztlich nicht zweifelsfrei bewiesen werden konnte. Im Parlament setzte er sich am Donnerstag dafür ein, die Immunität für Kanelli und die SYRIZA-Abgeordnete Rena Dourou ebenfalls aufzuheben. Beide hätten ihn während des Fernsehinterviews im Juni, als sich der Vorfall ereignete, „beleidigt". Damals hatte der CA-Pressesprecher Dourou zunächst ein Glas Wasser ins Gesicht geschüttet und Kanelli, die sich darüber empört zeigte, anschließend drei heftige Ohrfeigen verpasst, wovon sie mehrtägige Gesichtsschwellungen davon trug.

(Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi. Die Aufnahme entstand im Februar und zeigt einen Protestmarsch von Antifaschisten gegen die Eröffnung eines neuen Büros der CA.)

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