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Proteste zum Todestag eines Schülers – mutmaßliche Terroristen verhaftet Tagesthema

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Proteste zum Todestag eines Schülers – mutmaßliche Terroristen verhaftet
Griechenland / Athen. Am heutigen Montag jährt sich zum zweiten Mal der Todestag des Schülers Alexandros Grigoropoulos. Es werden zahlreiche Proteste erwartet, als Zeichen der Solidarität legten u.a. die Angestellten im Öffentlichen Dienst (ADEDY) für drei Stunden ihre Arbeit nieder.
Bereits am Mittag zogen etwa 1.000 Schüler von den Propyläen vor das Parlament am Syntagmaplatz. Um 15.00 Uhr soll ein weiterer Protestmarsch zum Gedenken an Grigropoulos durchgeführt werden. Teilnehmer werden aus vielen Landesteilen erwartet. Bereits heute Vormittag kam es zu Scharmützeln zwischen Jugendlichen und der Polizei. Dabei warfen die Jugendlichen Steine, Pomeranzen und andere Objekte auf Polizisten.
Um Ausschreitungen in Athen zu verhindern, wurden viele Straßen im Athener Zentrum bereits heute Vormittag weitläufig abgesperrt bzw. mit Halte- und Parkverbot belegt. Diese Verkehrseinschränkungen gelten bis Dienstagmorgen 7.00 Uhr. Das Ministerium zum Schutz des Bürgers begründete diesen Schritt damit, dass man die „Verpflichtung“ habe, „die öffentliche Ruhe, den sozialen Frieden und die Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten“.
Vor allem linke Parteien verurteilen die Maßnahmen der Polizei und werfen der Regierung „extremen Autoritarismus“ vor.
Hintergrund für diese umfangreichen Maßnahmen ist der Jahrestag der Ermordung des Schülers Alexandros Grigoropoulos am 6. Dezember 2008. Der damals 15-Jährige war von einem Polizisten, der ohne plausiblen Grund aus seiner Dienstwaffe auf eine Gruppe von Jugendlichen feuerte, getötet worden. Dieser Vorfall löste damals in ganz Griechenland starke Proteste aus, die mit zum Teil extremen Ausschreitungen einhergingen. Vor allem im Athener Zentrum wurden zahlreiche Gebäude, Fahrzeuge und Geschäfte demolierte oder gingen in Flammen auf. Der Polizist, aus dessen Waffe die tödlichen Schüsse abgefeuert worden war, wurde kürzlich zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt.
Im Vorfeld des Jahrestages der Ermordung des Schülers konnten am Wochenende sechs mutmaßliche Terroristen von der Polizei verhaftet werden. Zwei von ihnen waren offenbar mit der Vorbereitung eines Attentats beschäftigt; sie transportierten schwere Waffen in einem Bergsteigerrucksack.
Bei den Verhafteten handelt es sich um fünf Männer und eine Frau im Alter zwischen 21 und 31 Jahren. Die Festnahmen erfolgten im Großraum Athen sowie in der griechischen Provinz. Außerdem hoben die Ermittler drei konspirative Treffpunkte in Athen, Piräus und in der griechischen Provinz aus. Dabei wurden zahlreiche Handfeuerwaffen, Munition und Handgranaten sichergestellt. Darunter befanden sich zwei Maschinenpistolen des Typs Skorpion, vier Sturmgewehre „Kalaschnikow“ sowie Pistolen, Handgranaten und 50 Kilo des häufig in Bergwerken verwendeten Sprengstoffs ANFO sowie 200 Gramm des hochexplosiven Sprengstoffs Trinitrotoluol (TNT). Zudem stießen die Antiterrorfahnder auf Perücken, Mobiltelefone, Autokennzeichen, zahlreiche Computer, externe elektronische Datenträger und Druckmaterialien. Nach den ballistischen Untersuchungen der gefundenen Waffen konnte zwar noch kein Zusammenhang mit einer bisher bekannten terroristischen Organisation hergestellt werden, doch die Polizei erhofft sich große Fortschritte für weitere Ermittlungen.
Zumindest zwei der insgesamt sechs Festgenommenen Personen sollen mit den Mitte November verübten Briefbomben-Attentaten in Verbindung stehen. Gegen sie lagen bereits Haftbefehle wegen mutmaßlicher Mitarbeit bei der terroristischen Organisation „Verschwörung der Feuerzellen“ vor.
Eine dieser insgesamt 14 versendeten Briefbomben erreichte sogar das Kanzleramt in Berlin, eine weitere wurde bei der Schweizer Botschaft in Athen abgegeben. Diese detonierte vor dem Gebäude, verletzt wurde niemand.
Auch an die Deutsche Botschaft in Athen wurde eine solche Bombe versandt, diese wurde jedoch zurückgewiesen und konnte von der Polizei entschärft werden. Weitere derartige Sendungen waren u.a. an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und an den italienischen Premierminister Silvio Berlusconi adressiert worden. (Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)
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