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Griechenland: Schwerer Verdacht gegen Ex-Minister Tagesthema

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Griechenland: Schwerer Verdacht gegen Ex-Minister
Die Regierung hat am heutigen Freitag (4.3.) einem Antrag der oppositionellen PASOK über die Einrichtung einer Untersuchungskommission gegen den ehemaligen Minister der Nea Dimokratia (ND) Aristotelis Pavlidis stattgegeben. Ihm wird von der Justiz Urheberschaft in einem Erpressungsfall vorgeworfen. Die entsprechende namentliche Abstimmung wird am kommenden Montag (6.
(6. April) im Parlament stattfinden. Es kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass die jüngste Entwicklung auch die dünne ND-Mehrheit (151 von 300 Abgeordneten) gefährdet.

Untersuchungsrichter sieht Handlungsbedarf

Nach monatelangen Untersuchungen kam der als Sonderermittler fungierende Untersuchungsrichter Zavitsanos zum Schluss, dass die vorliegenden Indizien und Beweise für eine strafrechtliche Untersuchung gegen Pavlidis ausreichend seien. Anlass für die Intervention der Justiz waren Aussagen des Reeders Fotis Manoussis, Inhaber der Fährgesellschaft SAOS. Er beschuldigt Pavlidis – in der ersten Legislaturperiode der ND-Regierung (2004-2007) Ägäisminister – sowie seinen Bürochef, Panagiotis Zachariou, sie hätten ihm in den Jahren 2006 und 2007 in erpresserischer Weise einen fünfstelligen Schmiergeldbetrag abverlangt. Dabei ging es um den Zuschlag für die staatlich geförderten Fährverbindungen Kos-Nissyros-Tilos-Rhodos und Rhodos-Kastelorizo. Diese Vorwürfe werden von Pavlidis vehement zurückgewiesen. Griechischen Medienberichten zufolge drängen ND-Parteikollegen den Ex-Minister dennoch zum Rücktritt.

Premier Karamanlis hatte bereits im Herbst 2008 den Abgeordneten Petros Tatoulis aus Disziplinargründen aus der ND ausgeschlossen. Seitdem verfügt er im Parlament lediglich über 151 der insgesamt 300 Stimmen. Würde Karamanlis bei Pavlidis ähnlich vorgehen, büßt er automatisch seine parlamentarische Mehrheit ein. Er ist dann entweder auf eine Duldung durch die rechtspopulistische orthodoxe Sammlungsbewegung LAOS oder auf die Stimme des abtrünnigen Tatoulis angewiesen.

Vorstufe für Sondergericht

Die Untersuchungskommission, über die das Parlament am Montag entscheiden soll,  ist die Vorstufe zu einem für Vergehen aktiver Minister erforderlichen Sondergericht. Nach geltendem griechischem Recht ist das Pavlidis zur Last gelegte Vergehen verjährt, wenn die Einrichtung der Untersuchungskommission nicht in der auf den Zeitraum des Gesetzesverstoßes folgenden Legislaturperiode und innerhalb der ersten zwei Sitzungsperioden abgeschlossen wird. Im Falle von Pavlidis müsste dies vor der Sommerpause geschehen. Der Strafverfolgung entgeht der Ex-Minister damit auch, wenn noch vor der Sommerpause vorzeitige Neuwahlen ausgelöst werden. Eine eventuelle Verurteilung des Politikers würde auf der anderen Seite eine Gefängnisstrafe sowie die Beschlagnahme widerrechtlich erworbenen Vermögens nach sich ziehen. Pavlidis soll, so der Untersuchungsrichter in seinem Bericht, unter anderem die Eigentumswohnung seiner Tochter mit Schmiergeldern finanziert haben. (Griechenland Zeitung, aw; Foto: Eurokinissi)

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