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„Inhuman und entwürdigend“ – Bericht des Europarates über psychiatrischen Kliniken und Flüchtlingslager Tagesthema

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand im Februar 2015 im Auffanglager in der Nähe des nordgriechischen Ortes Idomeni. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand im Februar 2015 im Auffanglager in der Nähe des nordgriechischen Ortes Idomeni.

Schlechte Bedingungen in psychiatrischen Kliniken sowie in Auffanglagern für Asylsuchende in Griechenland: Das konstatierte das Antifolterkomitee des Europarates am Dienstag (19.2.) in seinem jüngsten Bericht.

Kritisiert wird darin u. a. die Überbelegung in drei von fünf besuchten psychiatrischen Einrichtungen des Landes. Die Rede ist von Patienten auf den Korridoren sowie von einem sichtlichen Mangel an Personal und Medikamenten. In der psychiatrischen Privatklinik Athina-Vrilissia wurden gar Schläge, enge Fesseln und verbale Entgleisungen durch das Personal beobachtet. Und noch schlimmer: Die Situation in den Schutzzellen im Keller des Gefängniskrankenhauses von Korydallos müssten schlechthin als „inhuman und entwürdigend“ betrachtet werden, so der Bericht des Europarates.
Die Mitarbeiter des Antifolterkomitees haben zwischen dem 10. und dem 19. April 2018 auch zahlreiche Registrierungs- und Aufnahmelager für Flüchtlinge in Hellas besucht. In die Kritik gerieten vor allem Lager im Grenzgebiet in der nordgriechischen Region Evros sowie in Moria auf der Ägäis-Insel Lesbos. Hier ist die Rede von Schlägen mit Knüppeln, äußerst schlechten hygienischen Zuständen (dreckige Matratzen und verstopfte Toiletten) und überfüllten Sammelunterkünften. Hinzu kämen Mangel an Wasser, Nahrung und Medikamenten.
In einigen Auffanglagern wurden gar Gewalt und Misshandlung durch Polizei und paramilitärische Einheiten registriert. Die Rede ist von Knüppelhieben, Tritten und Faustschlägen, auch im Bereich des Kopfes. Die dadurch zugefügten Verletzungen würden von Ärzten bestätigt.
Im nordgriechischen Abschiebelager Fylakio hätten zahlreichen Personen über mehrere Wochen lediglich einen einzigen Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Darunter seien alleinstehende Männer, aber auch Familien, schwangere Frauen und minderjährige Kinder.
Vor allem für den Schutz letzterer, die in vielen Fällen ohne Begleitung Erwachsener unterwegs sind, gebe es den Experten zufolge kaum Vorsorge: Durch gemeinsame Schlafsäle und sanitäre Anlagen seien sie der Gefahr sexueller Gewalt ausgeliefert. Zum Zeitpunkt der Inspektion seien mehr als 2.500 Minderjährige in Griechenland von dieser Situation betroffen; lediglich 1.000 weitere würden unter angemessen Lebensbedingungen in Hellas verweilen.
Der Bericht wurde nach Aufforderung der griechischen Regierung an die Öffentlichkeit gegeben. Athen dementierte allerdings, dass es zu Polizeigewalt gekommen sei. Man erinnerte außerdem daran, dass zum Zeitpunkt der Inspektion mehr als 16.500 Asylsuchende von der türkischen Küste aus in Griechenland eingetroffen seien.

Elisa Hübel

 

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