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Syriza will auch gegen PASOK-Chef Venizelos ermitteln Tagesthema

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Syriza will auch gegen PASOK-Chef Venizelos ermitteln
Das Linksbündnis Syriza will eine Untersuchungskommission für zwei Ex-Finanzminister einberufen lassen. Ziel ist die Aufklärung von Manipulationen an der „Lagarde-Liste", mit deren Hilfe mögliche Steuersünder ausfindig gemacht werden könnten. Die Gründung eines Vor-Untersuchungsausschusses, der der Frage nachgehen soll, ob die beiden ehemaligen Finanzminister der sozialistischen Partei PASOK Jorgos Papakonstantinou (siehe Foto) und Evangelos Venizelos eventuell Verantwortung im Sinne des Strafrechtes tragen könnten, beantragt das Links-Bündnis Syriza. Einen entsprechenden Entschluss fasste die Partei am Mittwochabend. Hintergrund ist die so genannte „Lagarde-Liste", die offenbar manipuliert wurde.
offenbar manipuliert wurde.
Regierungssprecher Simos Kedikoglou kommentierte die Entscheidung der Linksallianz mit den Worten, dass es sich um eine „völlige Nivellierung der elementaren Gesetze" handle. Die PASOK, die zusammen mit der konservativen Nea Dimokratia (ND) und den Demokratischen Linken (DIMAR) die Regierung trägt, stellte fest, dass Syriza das Ziel verfolge, die „Regierung zu destabilisieren". Jorgos Papakonstantinou, ehemals Finanzminister der PASOK, steht unter dem Verdacht, die „Lagarde-" oder „Falciani-Liste" manipuliert zu haben. Darin aufgeführt sind über 2000 Griechen, die Konten bei einer Filiale der Bank HSBC in Genf besitzen. Drei Verwandte des Ex-Ministers wurden offenbar von dieser Liste gelöscht. Darunter ist auch Eleni Papakonstantinou, Cousine des früheren Finanzministers. Sie trat am Mittwoch von ihrer Funktion im Expertenrat der 2011 gegründeten Taiped AG zurück. Dieses Unternehmen spielt eine Schlüsselrolle bei den von der Regierung ins Auge gefassten Privatisierungen öffentlichen Eigentums. Vor wenigen Tagen hatte auch der frühere PASOK-Verteidigungsminister Jannos Papantoniou zugegeben, dass seine Frau über 1 Mio. Euro in der Schweiz besaß. Auch ihr Namen war auf der Liste vermerkt. Das Geld stamme vom geschiedenen Gatten seiner jetzigen Frau, so sagte er. Er selbst habe davon nichts gewusst und deshalb auch in seiner Vermögenserklärung nichts angeben können.

Heiße Debatte erwartet
Um endlich Licht in den Umgang mit der Daten-CD zu bringen, haben am Montag Abgeordnete der drei Regierungsparteien (ND, PASOK und DIMAR) im Parlament die Einberufung eines Untersuchungsausschusses beantragt. Die Abstimmung soll Mitte Januar erfolgen. Benötigt werden 151 der insgesamt 300 Mandate.
Beobachter rechnen mit einer heftigen Parlamentsdebatte. Alle Parteien sind sich zwar darin einig, dass Licht in das Verschwinden der Liste gebracht werden muss. Doch die größte Oppositionspartei des Landes, das radikale Linksbündnis SYRIZA, hat das Ziel, die Nachforschungen auch auf PASOK-Chef Evangelos Venizelos auszudehnen.
Aufklärungsbedarf gibt es nach Ansicht des Linksbündnisses nicht nur bezüglich der Manipulationsvorwürfe, sondern auch hinsichtlich der Nicht-Nutzung des Datenträgers. Die Steuerfahndung hätte, wenn die CD eingesetzt worden wäre, eventuell beträchtliche Summen erwirtschaften können, die an der Steuer vorbeigeschleust und in der Schweiz in Sicherheit gebracht wurden, vermutet die Linksfraktion. Ähnlicher Meinung sind auch die anderen Oppositionsparteien, die einen entsprechenden Antrag von SYRIZA unterstützen könnten.

Ex-Minister sieht „Kabale"
Ex-Finanzminister Papakonstantinou empfindet sich eher als Prügelknabe und spricht von einer Kabale. Zu seinen Lasten werde versucht, einen Schuldigen zu konstruieren. Es sei sehr bequem für alle Verantwortlichen, wenn man sich in diesem Fall auf einen einzigen Namen konzentriere, sagte er in einem Interview mit der Zeitung „To Ethnos". Unglaubwürdig ist er in der Öffentlichkeit aber vor allem, weil er die Frage, wo der ursprüngliche Datenträger gelandet ist, nicht beantworten kann. Er habe sie einem Mitarbeiter übergeben, erklärt er etwas vage, an wen, das wisse er nicht mehr.
Nachdem die Liste zwei Jahre verschwunden war, brachte sie im Oktober sein Nachfolger Venizelos in Form eines USB-Sticks wieder zum Vorschein. Im Vergleich zu der kurz vor Weihnachten noch einmal aus Frankreich nachgereichten „Original"-CD fehlen darauf ausgerechnet die drei Verwandten Papakonstantinous: Cousine Eleni, deren Ehemann und der Ehemann einer weiteren Cousine.
Der frühere griechische Kassenwart verteidigt sich u. a. damit, dass die Daten über 18 Monate „in anderen Händen" gewesen seien. In dieser Zeit hätten sie bequem manipuliert werden können, was man auch als Seitenhieb auf dessen Amtsnachfolger Venizelos verstehen kann.

Regierung gefährdet
Angesichts fehlender Argumente stehen die Karten für Papakonstantinou nicht gut. Seitens der drei Regierungsparteien wird nicht ausgeschlossen, dass er auch im Sinne des allgemeinen Strafrechtes zur Verantwortung gezogen werden könnte, weil er eventuell Steuer-Flüchtlinge geschützt habe.
Zunächst einmal wurde er am Freitag aus der PASOK ausgeschlossen. Ob das reicht, um den Schaden zu begrenzen, ist fraglich. Als erster Finanzminister, der angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise harte Sparmaßnahmen umsetzen musste, hat sich der 51-Jährige bei vielen griechischen Bürgern nicht beliebt gemacht. Sollte er tatsächlich an der Manipulation der Lagarde-Liste beteiligt gewesen sein, würde dies die vorherrschende negative Meinung vieler Griechen über das politische System in ihrem Lande bekräftigen. Vielleicht aber könnte auch Venizelos, der mit seiner PASOK in der Koalitionsregierung vertreten ist, in den Strudel der Manipulationsvorwürfe geraten. Damit könnte die gesamte Regierung ins Straucheln kommen. (Griechenland Zeitung / eh, Foto: Eurokinissi)

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