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Spannungen im östlichen Mittelmeer nehmen wieder zu Tagesthema

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Unser Foto (© Eurokinissi/GEN) zeigt Schiffe der griechischen Marine im Rahmen einer Ausbildung. Unser Foto (© Eurokinissi/GEN) zeigt Schiffe der griechischen Marine im Rahmen einer Ausbildung.

Dé­jà-vu in Athen: Nachdem die Zeichen in der vergangenen Woche noch auf Deeskalation standen, spitzt sich die Lage zwischen Griechenland und der Türkei nun wieder zu. Der Auslöser ist erneut das türkische Forschungsschiff Oruc Reis, das seit Montag in Gebieten, die zum griechischen Festlandsockel zählen, stationiert ist. Derweil mobilisierten beide Länder ihre Marineflotte und sind nun mit zahlreichen Kriegsschiffen in der Region.

Internationale Kritik am Vorgehen der Türkei

Das neuerliche Vordringen der Türkei in die Gebiete südlich der Inseln Kastelorizo und Rhodos stößt bei Griechenland und seinen Verbündeten auf Unverständnis. Der griechische Außenminister Nikos Dendias forderte die Türkei dazu auf, „ihre illegalen Aktionen, die den Frieden und die Sicherheit in der Region untergraben, unverzüglich zu beenden". Weiter betonte er, dass das neuerliche Vordringen der Oruc Reis „eine neue ernsthafte Eskalation darstellt und auf offensichtlichste Weise die destabilisierende und bedrohliche Rolle der Türkei aufdeckt". Am heutigen Dienstag traf sich Dendias mit dem US-Botschafter in Athen Geoffrey Pyatt. Dessen Außenministerium zeigte sich „zutiefst besorgt“ über die Pläne der Türkei und forderte diese dazu auf, ihre Maßnahmen zu stoppen.

Auch der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, sprach von „besonders beunruhigenden Entwicklungen“ im östlichen Mittelmeer. Das trage nicht zur Lösungsfindung bei. Stattdessen werde dadurch das Misstrauen geschürt. Die Meeresgrenzen müssten mittels eines Dialogs festgelegt werden und nicht durch einseitige Aktivitäten der Kriegsmarine. Bestehende Meinungsverschiedenheiten müssten auf Basis des internationalen Rechtes beigelegt werden. Aus Berlin hieß es, dass Ankara durch die jüngsten Aktivitäten das Verhältnis zur EU belaste und ein „falsches Signal“ sende.

Ankara kündigt weitere Untersuchungen an

Seismische Untersuchungen seien laut Quellen der Tageszeitung Kathimerini durch das erhöhte Schiffsaufkommen ohnehin nicht möglich, die Daten der Bodenmessungen könnten durch den Lärm der Marineeinheiten nicht übertragen werden. Die Untersuchung der Oruc Reis, die bis zum 23. August geplant ist, wird jedoch auch nicht die letzte sein: Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu kündigte am Dienstagmittag bereits weitere Explorationen im Mittelmeer für Ende August an.

Bereits vor etwa drei Wochen wurde die Oruc Reis in das Gebiet entsandt, das gemäß internationalem Seerecht zum griechischen Festlandsockel zählt. Ziel ist damals wie heute die Durchführung von seismischen Untersuchungen. Durch internationalen Druck und die diplomatischen Bemühungen Deutschlands konnte zu diesem Zeitpunkt die Atmosphäre vorübergehend entspannt werden. Am 28. August sollten vertrauensbildende Gespräche beginnen, die nun von Ankara auf Eis gelegt wurden. Verantwortlich gemacht wird das griechisch-ägyptische Abkommen über eine Ausschließliche Wirtschaftszone, das in der vergangenen Woche in Kairo unterzeichnet wurde. Angesichts der neuen Spannungen hat Griechenland am Dienstag um ein Dringlichkeitstreffen des EU-Rats für auswärtige Angelegenheiten gebeten. (Griechenland Zeitung / lm, jh)

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