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Schlappe für Griechenlands Konservative bei Kommunal- und Regionalwahlen Tagesthema

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Archivfoto (© Eurokinissi) Archivfoto (© Eurokinissi)

An diesem Sonntag (15.10.) fand in Griechenland die zweite Runde der Kommunal- und Regionalwahlen statt. Geprägt wurden diese von einer starken Abstinenz; lediglich 35,16 Prozent der Bürger beteiligten sich an den Regional- und 41,71 Prozent an den Kommunalwahlen. Die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia fuhr ein unerwartet schlechtes Ergebnis ein.

Der zweite Urnengang bei den Kommunal- und Regionalwahlen brachte eine große Überraschung: Die konservative Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) konnte nicht wie in der ersten Wahlrunde als große Gewinnerin daraus hervorgehen. Überraschend verlor die ND einen sicher geglaubten Wahlsieg in den größten Regionen und Städten des Landes.

Neuer Athener Bürgermeister
Für viele recht unerwartet wurde etwa Charis Doukas neuer Bürgermeister Athens. Für ihn hatten bei den Stichwahlen immerhin 55,96 % gestimmt; sein konservativer Gegenspieler Kostas Bakogiannis (44,04 %) muss den Hut nehmen. Im ersten Wahlgang hatte Bakogiannis mit 41,35 % der Stimmen den abermaligen Einzug ins Rathaus nur knapp verfehlt; 43 % wären laut Wahlgesetz ausreichend gewesen. Doukas, der von der sozialistischen PASOK unterstützt wurde, hatte im ersten Gang lediglich 14,19 % erhalten. Für ihn votierten am Sonntag aber auch Wähler der größten Oppositionspartei des Landes SYRIZA sowie der kommunistischen KKE. Was die Wahlbeteiligung betrifft, so war diese sehr enttäuschend: Hatten sich in der ersten Runde am 8.10. lediglich 32,32 % der Athener beteiligt; so sank deren Anteil am Sonntag weiter auf nur 26,73 %.
Der scheidende Bürgermeister Bakogiannis – ein Neffe des Premierministers Kyriakos Mitsotakis – gratulierte Doukas zu seinem Sieg und nahm die Verantwortung für die Niederlage komplett auf sich. Doukas hingegen stellte optimistisch fest: „Athen schlägt ein neues Kapitel auf“, nun beginne „eine schöne Reise“. – Doukas arbeitet als Lektor an der Polytechnischen Universität Athen. Sein Hauptthema ist der Umweltschutz. Die Universität Harvard zählt ihn zu den aktivsten Wissenschaftlern weltweit.

„Thessalien ist eine einzige Wunde“
Auch in der zweitgrößten Stadt des Landes Thessaloniki musste der bisherige Bürgermeister abtreten. Hier konnte sich der Unabhängige Stelios Angeloudis, dem allerdings enge Beziehungen zur PASOK nachgesagt werden, mit 67,33 % gegen seinen Vorgänger Konstantinos Zervas (ND) durchsetzen. Angeloudis erklärte, dass er für alle Bürger Thessalonikis arbeiten werde, „weil sie es wert sind“. Er ist der 62. Bürgermeister in der Geschichte der nordgriechischen Metropole.
Unerwartet gewann in der Region Thessalien ein Kandidat, der gemeinsam von PASOK und SYRIZA unterstützt wurde. Dimitris Kouretas konnte mit 59,68 % der Stimmen den ND-Konkurrenten Kostas Agorastos des Feldes verweisen. Auch hier war die Wahlbeteiligung mit 39,38 % der Stimmen jedoch sehr niedrig; beim ersten Urnengang waren noch 58,58 der Bürger Thessaliens an den Urnen erschienen. Im Anschluss stellte der neue Gouverneur fest: „Ich kann diesen Wahlsieg nicht feiern, weil Thessalien eine einzige Wunde ist.“ Damit erinnerte er an die verheerenden Unwetter, die die Region im September heimgesucht hatten. Große Teile der thessalischen Ebene wurden überschwemmt, Menschen kamen uns Leben und Eigentum wurde zerstört. „Es gibt keine Parteien, es gibt nur Thessalien“, fasste der in Patras geborene frischgebackene Gouverneur zusammen.

Nächste Station: die Europawahlen
Seitens der Regierung wird das Ergebnis auch aufgrund der hohen Abstinenz als besonders negativ bewertet. Etwa 142.000 Bürger, die in der ersten Runde für ND-Kandidaten gestimmt hatten, sind am vergangenen Sonntag nicht an die Urne gegangen.
Der neue SYRIZA-Chef Stefanos Kasselakis zeigte sich über das Wahlergebnis erfreut, obwohl seine Partei nicht gerade gut abgeschnitten hat. Nächstes Ziel seien die Europawahlen, postulierte er. Aus der PASOK hieß es, dass die Sozialisten bei den Regional- und Kommunalwahlen noch vor SYRIZA die zweitstärkste politische Kraft in Hellas geworden seien. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

 

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