Mit 247 der 300 möglichen Stimmen wurde am Mittwoch (22.1.) der ehemalige Bürgermeister Athens Nikitas Kaklamanis zum 14. Parlamentspräsidenten Griechenlands gewählt. Für ihn gestimmt haben Abgeordnete der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND), der sozialistischen PASOK, des Bündnisses der Radikalen Linken, der Griechische Lösung und der rechtsnationalen Spartiates sowie auch 19 von 23 Unabhängigen.
50 Volksvertreter haben sich der Stimme enthalten. Sie stammen überwiegend aus den Reihen der kommunistischen KKE, der Neuen Linken, der Niki und der Plevsi Eleftherias.
Bei der Abstimmung war auch der frühere Ministerpräsident Italiens Enrico Letta anwesend, der sich bereits am Vortag mit Premierminister Kyriakos Mitsotakis getroffen hatte.
Vorbild für die Bevölkerung
Kaklamanis erklärte nach seiner Wahl, dass er sich darum bemühen werde, dass niemand, der ihn gewählt habe, dies am Ende seiner Legislaturperiode bereuen werde. Die Abgeordneten der Volksvertretung beschrieb er als „300 Gesichter, die ein Vorbild für die griechische Bevölkerung sein können. Vorausgesetzt, dass sie das auch wollen.“ Die Parlamentarier, so Kaklamanis, würden sicherlich bald vor neuen Herausforderungen stehen und müssten auch aus diesen als Gewinner hervorgehen.
Der 78-jährige Kaklamanis blickt auf eine interessante Karriere zurück. Von 2006 bis 2010 fungierte er als Bürgermeister der griechischen Hauptstadt Athen. Zuvor war er ab 2004 als Gesundheitsminister tätig. Geboren wurde er am 1. April 1946 auf der Insel Andros. Von dort aus war er nach Athen gezogen und studierte Medizin. Später spezialisierte er sich u. a. auf Strahlentherapie und Onkologie. Später wurde er zum Generalsekretär der Panhellenistischen Ärztevereinigung gewählt.
Politisch aktiv ist er in der konservativen Regierungspartei ND seit dem Sturz der Militärdiktatur im Jahr 1974. 1993 trat er allerdings aus der Partei aus und schloss sich der Politiki Anixi („Politischer Frühling“) an, die damals vom späteren Premierminister Antonis Samaras (2012-2014) gegründet worden war. In den Jahren 1994 bis 1999 saß er für diese Partei im Europäischen Parlament. Sowohl er als auch Samaras kehrten nach dem Scheitern der Politiki Anixi in die Reihen der ND zurück. – Was Samaras betrifft, so wurde dieser im November 2024 aus der ND ausgeschlossen, weil er scharfe Kritik an der Außenpolitik der Regierung unter ND-Chef Kyriakos Mitsotakis und vor allem am Kurs gegenüber der Türkei geäußert hatte.
Der Vorgänger von Kaklamanis im Amt des Parlamentspräsidenten, Konstantinos (Kostas) Tasoulas, war vor einer Woche von Premier Mitsotakis für eine Kandidatur zum Staatspräsidenten ausersehen worden. Seine Wahl durch das Parlament steht noch bevor. Aus diesem Grund ist er sowohl als Parlamentarier und auch vom Posten des Parlamentspräsidenten zurückgetreten. Bei der Übergabe versprach Kaklamanis Tasoulas, alle von ihm begonnen Projekte erfolgreich abzuschließen. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)