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Wolfsumsiedlung aus dem Parnitha-Gebirge von Experten abgelehnt Tagesthema

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Archivfotos (© Eurokinissi) Archivfotos (© Eurokinissi)

Das wissenschaftliche Komitee des Staates „Natur 2000" lehnt den „Plan zur Entfernung von Wölfen aus Parnitha“ ab. Stattdessen fordert sie umfassende Schutz- und Managementmaßnahmen für das gesamte Ökosystem.

Bereits im Mai hat die für Tierschutz zuständige Staatsanwaltschaft eine Umsiedlung von den im Parnitha-Gebirge lebenden Wölfen angeordnet. Grund sei, dass die öffentliche Sicherheit gewahrt und andere Tierarten wie Hirsche geschützt werden müssten. Schon zu diesem Zeitpunkt kam es zu Gegenstimmen aus dem Bereich der Wissenschaft und von Tierschützern (siehe GZ 972). Vor diesem Hintergrund bat das Ministerium für Umwelt und Energie (MEE) das staatliche Beratungsgremium „Natur 2000“ um eine wissenschaftliche Einschätzung zu den vorgelegten Plänen. Den Ergebnissen der wissenschaftlichen Bewertung zufolge sei eine Entfernung und Umsiedlung der Wölfe weder technisch umsetzbar noch wissenschaftlich gerechtfertigt. Laut dem EU-Recht (Richtlinie 92/43/EWG) sei der Wolf insbesondere in Südgriechenland streng geschützt; gesetzliche Ausnahmekriterien einer Gefahrenabwehr oder des Schutzes anderer Tierarten seien in diesem Fall nicht gegeben.

Wissenschaftlich fragwürdig, praktisch riskant
Aus wissenschaftlicher Perspektive ist der Wolf ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität im Parnitha-Gebirge, das sich im Norden Attikas befindet, etwa 30 Kilometer von der Hauptstadt Athen entfernt. Eine Entfernung dieser Tiere könnte dort das Ökosystem destabilisieren, so die Befürchtung der Experten. Die Wiederkehr des Isegrims in diese Region sei nicht zuletzt auf natürliche Weise erfolgt und habe geholfen, das ökologische Gleichgewicht nach dem verheerenden Waldbrand im Jahr 2007 wiederherzustellen – so konnte beispielsweise ein kontrolliertes Wachstum der Hirschpopulation gewährleistet werden. Gleichzeitig sei die technische Umsetzung der Entfernung und Umsiedlung der Wölfe technisch kaum durchführbar. Die Fangmethoden seien zu langwierig und unzuverlässig; es mangele an Personal, Ressourcen sowie der geeigneten Infrastruktur. Der Fang eines Wolfes sowie damit einhergehend die Betäubung, die medizinische Untersuchung, der Transport sowie die Auswilderung des Tieres sei schlichtweg zu riskant und erfordere einen hohen logistischen Aufwand. In diesem Zusammenhang weist der Tierschutz darauf hin, dass die Maßnahmen mit erheblichen Belastungen und Leiden für die Wölfe einhergehen würden und im Widerspruch zum Anspruch auf Wohlergehend der Tiere stünden. Das Projekt birgt nicht zuletzt ökologische Risiken für die Herkunfts- und Zielregion, indem Krankheiten verbreitet, bestehende Wolfsrudel gestört und Wildbestände in ein Ungleichgewicht gebracht werden könnten.


Ganzheitlicher Ansatz zum Schutz von Wolf und Hirsch
Die Kommission kommt demnach zu dem Schluss, dass die Wölfe des Parnitha-Gebirges nicht entfernt und umgesiedelt werden sollten. Im Zusammenhang mit der rückläufigen Hirschpopulation würde eine Umsiedlung das Problem nicht dauerhaft lösen. Dennoch nimmt das staatliche Komitee der „Natur 2000“ die Besorgnis über die Rothirschpopulation zur Kenntnis und plädiert für die Aufstellung eines wissenschaftlichen Teams zur Ausarbeitung eines umfassenden Managementplans. Dadurch soll sowohl die Verbesserung des Lebensraums als auch die Wiederansiedlung der Art in ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten erfolgen. Laufende Projekte wie „LIFE Wild Wolf“ können zur Datenerhebung und Planung dieses Vorhabens genutzt werden und dadurch die Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030 fördern.


(Griechenland Zeitung / Sandra Kretz)

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