Die jüngsten Ankündigungen vom Premierminister Kyriakos Mitsotakis, die finanzielle Vergünstigungen in Milliardenhöhe für die Mittelschicht beinhalten, wirken sich für die Regierung offenbar positiv aus. Diesen Schluss legen zwei Umfragen der Meinungsforschungsinstitute Opinion Poll (OP) und Interview nahe, die am Donnerstag (11.9.) veröffentlicht wurden.
Damit wird der regierenden Nea Dimokratia (ND) ein Aufwind in der Wählergunst attestiert. Laut OP würden derzeit 30,5 % der Bürger ihre Stimme für die ND abgeben; die PASOK wäre zweitstärkste Partei mit 16,5 %. In der Frage, wer der geeignetere Ministerpräsident sei, liegt Mitsotakis mit 21 Prozentpunkten deutlich vor seinen Kontrahenten. Der Konservative kommt in dieser Frage auf 27,9 %, abgeschlagen folgt PASOK-Chef Nikos Androulakis mit 7,2 %. Laut OP kämen folgende Parteien ebenfalls ins Parlament, wo eine Dreiprozent-Hürde gilt: Plevsi Eleftherias (11,7 %); Elliniki Lysi (11,5 %); KKE: (7,4 %); Foni Logikis: (4,3 %); SYRIZA: (4,2 %); MeRA25 (3,4 %). Nicht im Parlament vertreten wären demnach die Kinima Dimokratias (2,7 %) des ehemaligen SYRIZA-Chefs Stefanos Kasselakis sowie die Parteien Niki (2,4 %) und Nea Aristera (1,6 %) – letztere ist eine Abspaltung ehemaligen linken Flügels von SYRIZA. Angesichts der Tatsache, dass die Oppositionsparteien derartig gespalten und für viele Wähler offenbar unattraktiv sind – was auch mit einem Defizit an charismatischen Führungspersönlichkeiten verbunden ist – blicken immer mehr Wählerinnen und Wähler gespannt auf den früheren SYRIZA-Vorsitzenden und Ex-Ministerpräsidenten (2015-2019) Alexis Tsipras. Dieser hatte einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der DETh eine in der Öffentlichkeit beachtete Rede in Thessaloniki gehalten. In letzter Zeit wird immer wieder darüber spekuliert, ob der einstige Chef der Linken eine eigene Partei gründen könnte, um das existierende politische Vakuum auszunutzen. Mit diesem Phänomen war auch der jetzige SYRIZA-Chef Sokratis Famellos während der traditionellen Pressekonferenz der Parteiführer während der DETh konfrontiert. Sieben der ersten zehn Fragen, die an ihn gerichtet waren, betrafen Tsipras. – Dem Meinungsforschungsinstitut Interview zufolge könnte dieser immerhin auf einen Schlag 13 % der Wählerstimmen erhalten. – Dass das bei weitem noch nicht ausreicht, um Mitsotakis mit seiner konservativen ND Paroli zu bieten, steht auf einem anderen Blatt. (Griechenland Zeitung / Jan Hübel)