Eine der wichtigsten Einnahmequellen für Griechenland ist bekanntlich die Urlaubsbranche. Bisher hat sich diese in erster Linie auf die warmen Sommermonate konzentriert. Mit dem Ausbau neuer Tourismusformen, wie es etwa der Gebirgs- und Fahrradurlaub sind, wird nun eine Auslastung über das ganze Jahr ins Auge gefasst.
Es soll ein „Wachstum zu Gunsten Aller“ werden, so die Vorstellung des griechischen Tourismusministeriums. Der Gewinn, der aus der Reisebranche entspringt, soll demnach weiter vergrößert werden und in der Gesellschaft und unter den Bürgern Griechenlands gerecht verteilt werden. Dies stellte Tourismusministerin Olga Kefalogianni fest, nachdem eine aktuelle Gesetzesnovelle ihres Ministeriums das Parlament passiert hat. Darin geht es um die „Festlegung von Spezifikationen für kurzfristig vermietbare Objekte, Umweltklassifizierung von Unterkünften, Vereinfachung des Prozesses zur Gründung von Tourismusunternehmen und spezifischere Bestimmungen zur Kontrolle und Stärkung des Rahmens für die touristische Infrastruktur“. Alles in allem will man durch die Festlegung von Standards die Qualität der Unterkünfte sichern.
Dynamischer Start
In einem Interview gegenüber der griechischen Nachrichtenagentur AMPE stellte die Staatssekretärin im Tourismusministerium Elena Rapti fest, dass Griechenland im Jahr 2024 seine Dynamik in der Reisebranche gestärkt und seine Position unter internationalen Top-Reisezielen bestätigt habe. Um Griechenland als eine ganzjährige Reisedestination zu etablieren, sollen etwa 99,2 Millionen Euro investiert werden. Davon profitieren werden etwa der Gebirgs- Tauch-, Agrar-, Gesundheits- und Gastronomietourismus. Rapti zitierte die Bank von Griechenland, wonach zwischen Januar und Oktober 2024 20,9 Milliarden Euro durch den Tourismus erwirtschaftet wurden; 5,5 % mehr als im Vergleichszeitraum 2023. Die Ankünfte aus dem Ausland schnellten den gleichen Daten zufolge um 9,2 % auf 33,8 Millionen Reisende in die Höhe.
Was das Jahr 2024 betrifft, so hätten sowohl die Einnahmen als auch die Ankünfte bereits in den ersten zehn Monaten das gesamte Jahr 2023 übertroffen. Was den Allgemeinen Zufriedenheitsindex der Urlauber angeht, so liege dieser mit 87 % noch höher als in Zypern, Spanien und der Türkei. Zitiert wird auch der Präsident des Panhellenischen Verbandes der Hoteliers Jannis Chatzis, wonach bei den Vorbuchungen für 2025 bereits ein Plus von 15 % verzeichnet worden sei.
Als das „A und O“ der Branche bezeichnete Rapti das Humankapital. Während einer jüngsten Veranstaltung brachte sie die Meinung zum Ausdruck, dass auch der Fahrradtourismus in Griechenland aufgewertet werden müsse. Eine Maßnahme dafür seien Verbindungen mit europäischen Fahrradwegen.
Top-Destinationen
Der Verband der Griechischen Touristik-Unternehmen veröffentlichte separat, dass Griechenland zu den Top-5-Destinationen für Urlauber aus Deutschland, Großbritannien und Frankreich zählt. 42 % der Einnahmen der Branche stammten 2023 von Reisenden aus diesen Ländern. Für Deutsche ist Hellas unterdessen nach Italien und Frankreich die drittbeliebteste Reisedestination.
Erfolgversprechend ist auch die Tatsache, dass immer mehr bisher unbeachtete Destinationen in Hellas in internationalen Medien erwähnt werden. So etwa berichtet die Internetseite travelandtourworld.com von einer versteckten „Insel-Oase“ und einem „versteckten Juwel“. Gemeint ist damit die Ägäis-Insel Karpathos, die man 2025 besuchen sollte. Diese biete Gelassenheit und kulturellen Reichtum; eine ruhige Alternative zu Santorini. Außerdem seien die Strände der Insel von „kristallklaren Gewässern geküsst“ und den Hauptort Olympos müsse man „wegen seiner Kulinarik“ besuchen. Im Großen und Ganzen sei Karpathos für Reisende geeignet, die „über die üblichen Touristenattraktionen hinaus erkunden möchten“.
Kritik der Opposition
Kritik an der Tourismuspolitik der Regierung hagelt es hingegen aus den Reihen der größten Oppositionspartei PASOK. Dort wurde angesichts der jüngsten Gesetzesnovelle des Tourismusministeriums kritisiert, dass die Regierung der konservativen Nea Dimokratia „vergessen“ habe, die Arbeitsbedingungen für die Angestellten in dieser Branche zu verbessern. Als Beispiel nannten die Sozialdemokraten etwa auch unzureichende Unterkünfte für Saisonarbeiter. (Griechenland Zeitung / eh)