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Bereits in der Antike begehrt …

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Es gibt einen Strauch, der einzig und allein auf der Insel Chios wächst. Chios liegt in der östlichen Ӓgäis, nur wenige Kilometer von der Küste Kleinasiens entfernt. Der Mastixstrauch wächst hier unter den typisch an der Mittelmeerküste angesiedelten Hartlaubgewächsen, der immergrünen Macchie und wird kaum zwei Meter hoch.

Seine Rinde sondert bei Verletzungen ein wohlriechendes, durchscheinend weißes Harz aus, das bereits in der Antike begehrt war. Beim Kauen festigt sich die Zähigkeit des wohlschmeckenden Harzes, weshalb Mastix zur Mundhygiene eingesetzt wird. Aufgrund seines intensiven blumigen Aromas findet es ebenfalls Verwendung als kosmetisches Mittel, es wird zu Parfum verarbeitet oder als Räuchermittel in Räumen eingesetzt. Auch hilft das aus dem Harz gewonnene Ӧl gegen Erkältungen wie Husten und Schnupfen. Im Mittelalter verhelfen die Genuesen der Insel Chios erstmals zu Wohlstand, indem sie den Handel mit dem einzigartigen Harz im gesamten Mittelmeerraum verbreiten. Während der osmanischen Herrschaft erlaubt der Sultan den Inselbewohnern wohl den Handel mit Mastix, doch im Gegenzug dazu fordert er als jährliches Tribut die Hälfte des begehrten Rohstoffs ein. Heutzutage sind die Bedingungen für die einst wohlhabenden Mastixbauern auf Chios weniger günstig. Das liegt daran, dass das als Zusatz in Lebensmitteln und in Getränken verwendete Mastix zunehmend von synthetischen Harzen verdrängt wird. Zudem wütete 2012 ein Brand auf der südlichen Hälfte von Chios, bei dem 40 Prozent der Mastixsträucher vernichtet wurden. Getopt wird der katastrophale Schaden durch das heftige Feuer im Jahr 2016, dem wiederum Tausende von Mastixbäumen – neben dem Tourismus die Haupterwerbsquelle der Insel – zum Opfer fallen. Bei der Harzgewinnung Mitte August tritt das Harz aus den Schnitten aus und wird nach einer fünfzehntägigen Erstarrung eingesammelt. Anschließend werden die Mastixkörner beim Sieben von Sand und Verunreinigungen befreit, abgewaschen und zum Trocknen ausgelegt. Das Harz wird in Klebstoffen und in Spezialkitten verarbeitet; es gibt Zahnpasten, Kaugummis, Süßigkeiten und Getränken, so wie dem auf Chios mit Mastix versüßten Ouzo, eine ganz besondere Geschmacksrichtung. Ich kam erstmals in Athen in den Genuss von Mastixlikör. Eleni, die Gastgeberin, hatte den Likör auf ihre Weise mit Zitronensaft zubereitet und servierte die Köstlichkeit mit Eiswürfeln. Seither verschenke ich das einzigartige Getränk immer wieder gerne an meine Freunde. (Griechenland Zeitung / Linda Graf)

 

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