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Knusper, knusper, Ofenbrot

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In hiesigem Bergdorf am Ionischen Meer mit seinen kaum zwanzig, zur Hälfte unbewohnten Steinhäusern, backen drei ältere Frauen ihr Brot immer noch draußen im Ofen. Leider geht die Kultur der Zubereitung von hausgemachtem Brot mit den älteren Generationen verloren. Das Brotbacken ist eine zeitaufwendige, mühselige Angelegenheit, und es ist allzu leicht, das tägliche Brot beim Bäcker zu kaufen.


Die 76-jährige Spyiridoula ist seit Kindesbeinen an harte Arbeit gewöhnt, was man ihren großen Händen mit den dicken Fingern ansieht. Bis Spyridoula in den Neunzigern eine Waschmaschine ihr eigen nannte, wusch sie die Wäsche der damals sechsköpfigen Familie mit der Hand, auch die Ferkel und Hammel drehte sie mit der Hand am Spieß. Seit 2003 besitzt die Familie einen elektrischen Spieß, doch die alte Kunst des Brotbackens lässt Spiridoulla sich nicht nehmen.
Etwa alle drei Wochen bereitet sie zehn große Laibe zu, die ihre hier oben am Berg lebenden Söhne mit ihren Frauen und vier Kindern mit Brot versorgen. In Tuch eingewickelt hält sich das kompakte, schwere Brot über zwei Wochen lang.
In Griechenland ist Brot zu jeder Mahlzeit ein unverzichtbares Lebensmittel. Übrigens nehmen die Bauern in dieser ruralen Region Tag für Tag die gleiche Mahlzeit ein: Fleisch. Oder Fisch. Feta und Salat. Brot.
Spyridoulas Töchter leben mit ihren Familien drunten im Dorf. Die haben ihr Brot aus der Bäckerei, sagt die 76-Jährige mit einem unverkennbar verächtlichen Unterton in der Stimme. Es geht halt nichts über ihr traditionell zubereitetes, draußen im Ofen gebackenes Brot.
Nachdem sie den Teig in einem Wäschekorb aus Plastik mit nackten Oberarmen kräftig und lange durchgeknetet hat, formt sie gleichgroße, dicke Laibe, ritzt mit dem Messer eine sternförmige Vertiefung hinein und bestäubt sie mit reichlich Mehl. Dann entfacht sie ein loderndes Feuer. Wenn das Feuer sich zur Gluthitze gelegt hat, schiebt sie die Laibe mit ihrem altertümlichen Holzschieber in den Ofen und läßt sie anderthalb Stunden backen.
Der Backtag hat immer etwas Feierliches an sich, die Brotlaibe werden verteilt und riechen und schmecken köstlich. Die kleine Matina bringt mir hin und wieder – wenn ihre Großmutter guter Laune ist – ein in Küchenpapier eingewickeltes Stück Brot. Mein Lieblingsteil ist die dicke, teils mehlbestäubte, teils angeschwärzte Kruste.

(Griechenland Zeitung / Linda Graf)

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