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Die Tragik der PASOK

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Die Tragik der PASOK

Im Drama der Verhandlungen zwischen der Regierung und ihren Gläubigern ist die Nachricht eher untergegangen: Fofi Gennimata ist am vorigen Sonntag zum ersten weiblichen Chef einer traditionellen Partei des griechischen politischen Mainstreams aufgestiegen, der sozialistischen PASOK.


Dies wäre an und für sich begrüßenswert, wenn es nicht so sehr nach einem Verzweiflungsakt der einst übermächtigen aber nun akut existenzbedrohten PASOK aussehen würde.
Gennimata war eine bislang eher farblose Figur, die ihre politische Legitimität und Popularität von ihrem Vater schöpfte – dem allseits geschätzten, aber vorzeitig verstorbenen PASOK-Politiker und Gesundheitsminister Jorgos Gennimatas, dessen Namen mit dem Aufbau des staatlichen Gesundheitssystem ESY verbunden ist. Der Aufstieg seiner Tochter stellt den verzweifelten Versuch der PASOK dar, die Wählerschaft an die besten Seiten und Zeiten der Partei zu erinnern.
Eine Karrierepolitikerin, die eine politische Dynastie fortsetzt und sich in ihrem Lebenslauf freiwillig als 50-jährige Rentnerin bezeichnet, wird aber kaum den Vorstellungen der heutigen, revolutionierten Wählerbasis gerecht. Sie wird womöglich auch ihrer eigenen Partei nicht gerecht, die einen sehr großen Teil der Verantwortung für Griechenlands Krise trägt, aber – und das muss man ihr als Verdienst anrechnen – die auch mehr als jede andere zu ihrer Schuld steht und die Konsequenzen daraus zog.
Die PASOK entwickelt sich mehr und mehr zu einem tragischen politischen Fall: In den 1980ern modernisierte sie Gesellschaft und Institutionen und in den späten 1990ern liberalisierte sie die Wirtschaft. Zugleich baute sie aber den Populismus zum ideologischen Herrschaftssystem aus und räumte nicht mit der Korruption in den eigenen Reihen auf. Das Schicksal wollte es, vielleicht gerechterweise, dass die Bombe von 40 Jahren Misswirtschaft im Jahr 2009 in den Händen der PASOK platzte. Der Wähler ging hart mit der Partei ins Gericht. Die Ironie dabei ist, dass die PASOK heute, unter der Führung ihres abgetretenen Vorsitzenden Evangelos Venizelos, mehr als jede andere griechische Partei intern aufräumte mit dem alten Nationalismus und Populismus, die sie selbst vor 40 Jahren einführte. Gennimata scheint nicht den nötigen Tiefgang zu besitzen, um mit diesem komplexen Erbe umzugehen.
Dimos Chatzichristou


Unser Foto (© Eurokinissi) entstand während der Sitzung des Zentralkomitees der PASOK am 17. Juni. Links in der Mitte die neue PASOK-Chef Fofi Gennimata. Im Hintergrund eine Aufnahme das Gründers der griechischen Sozialisten Andreas Papandreou.

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