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Ein archäologischer Neufund auf Lesbos wirft Fragen auf Tagesthema

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Foto (© yppo): Marmorner Türsturz aus dem 14. Jahrhundert. Foto (© yppo): Marmorner Türsturz aus dem 14. Jahrhundert.

Auf der Halbinsel Ovriokastro auf Lesbos wurden auch in diesem Jahr wieder Ausgrabungen durchgeführt, die unsere Kenntnisse über deren Besiedlung in prähistorischer und historischer Zeit erneut bereichert haben. Ein recht ungewöhnlicher Fund wurde im Verlauf der Arbeiten nahe beim Tor des mittelalterlichen Kastells „Agioi Theodoroi“ gemacht.

Es handelt sich um einen etwa 3,50 Meter langen Teil eines marmornen Türsturzes, der mit verschiedenen Relieffeldern dekoriert ist. Er führt uns in das Jahr 1355 zurück, als der byzantinische Kaiser Johannes V. Palaiologos dem Genuesen Francesco Gattilusio als Dank für dessen Waffenhilfe die Herrschaft über die Insel Lesbos übertrug. So zeigt der Marmorblock links neben dem Wappen des Kaisers jenes des so großzügig Bedachten. Beide Wappen sind, wenngleich anders präsentiert, auch aus der Festung von Mytilene bekannt. Was dort allerdings fehlt, ist die Darstellung einer Burg, so wie sie auf dem Sturz von Ovriokastro rechts vom palaiologischen Wappen erscheint. In ersten, auch offiziellen Mitteilungen zum Fund wird ihr ein besonderes Gewicht beigemessen, zeige sie ganz offensichtlich doch die weitgehend unbekannte ursprüngliche Gestalt des Kastells, das später mehrfach umgestaltet worden ist. Tatsächlich käme solch ein authentisches Abbild einer Sensation gleich. Ein Blick in das Bildrepertoire der Heraldik legt allerdings nahe, dass es sich bei der Darstellung doch eher um eine unspezifische Chiffre für das Thema „Burg“ allgemein handeln dürfte. Allenthalben begegnet dort nämlich ein vergleichbares Grundmuster mit einem großen Tor und drei Türmen. Die Aussagekraft des jetzt gemachten Neufundes für die einstige Form des Kastells scheint damit doch sehr fragwürdig. (GZjr)

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