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Das Inferno von Mati: strafrechtliche Verfolgung gegen Amtspersonen Tagesthema

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Unser Foto (© Eurokinissi) entstand nach dem Inferno im attischen Küstenort Mati am 23. Juli 2018. Hundert Personen fanden in den Flammen den Tod. Unser Foto (© Eurokinissi) entstand nach dem Inferno im attischen Küstenort Mati am 23. Juli 2018. Hundert Personen fanden in den Flammen den Tod.

Die Athener Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen 20 Personen erhoben, die unter dem Verdacht stehen, Schuld an der Tragödie im attischen Küstenort Mati zu tragen. Am 23. Juli 2018 hatte sich hier, etwa 30 Kilometer nördlich von Athen, ein Großbrand ereignet: 100 Personen fanden in den Flammen einen tragischen Tod, mehrere werden nach wie vor in Krankenhäusern behandelt.

Unter den Angeklagten sind die Gouverneurin der Region Attika Rena Dourou, der Bürgermeister von Marathon Ilias Psinakis sowie der Bürgermeister von Rafina Evangellos Bournos.

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Die Gouverneurin der Region Attika Rena Dourou

Auch gegen einen 65jährigen, dem fahrlässige Brandstiftung vorgeworfen wird, wird ermittelt. Zur Rechenschaft gezogen werden sollen zudem Verantwortliche der Feuerwehr und des Zivil- und Katastrophenschutzes. Vorgeworfen werden ihnen u. a. fahrlässige Tötung sowie Körperverletzung in Tateinheit. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Haft; im Extremfall könnten sich sogar zehn Jahre Freiheitsentzug ergeben. 

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Der Bürgermeister von Marathon Ilias Psinakis beim 34. Marathonlauf

Grundlage für die Justiz sind die Aussagen von 350 Überlebenden des Infernos, sowie Videoaufnahmen und aufgezeichnete Gespräche der Polizei und Feuerwehr. Separat sollen sechs weitere Prozesse folgen. U. a. soll die illegale Bebauung im und um den Küstenort herum untersucht werden. Die Flammen waren damals mit großer Geschwindigkeit vom naheliegenden Berg in Richtung Meer gerast: Sie konnten weder durch eine breite Straße noch von Häusern aufgehalten werden. Die Einwohner wurden offenbar zu spät alarmiert. Den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zufolge herrschte Chaos bei der Evakuierung sowie bei den Löschaktionen. Zahlreiche Bürger konnten zudem nicht bis zum Meer ausweichen, weil Zäune oder Häuser die Fluchtwege verbarrikadierten. 

Aus den Reihen der konservativen Nea Dimokratia wurde der Vorwurf erhoben, dass die Regierung von Anfang an versucht habe, ihre politische Verantwortung zu vertuschen.

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Die Vorsitzende der Bewegung der Veränderung Fofi Gennimata

Zwischen der Gouverneurin Dourou und der Vorsitzenden der Bewegung der Veränderung (KinAl) Fofi Gennimata ist deshalb ein heftiger Disput ausgebrochen. Die KinAl-Chefin warf der Gouverneurin vor, unfähig und ungeeignet für ihren Posten zu sein; sie müsse ihren Rücktritt einreichen. Dourou erwiderte, dass Gennimata als einstige Präfektin von Attika einen guten Teil Verantwortung für den chaotischen Städtebau in Mati trage. Das Pressebüro der liberalen „To Potami“ fragte an, was die Regierung unternommen habe, damit sich eine derartige Tragödie nicht wiederholen könne. (Griechenland Zeitung / eh)

 

 

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