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Das Militär greift an der nordgriechischen Corona-Front mit zu Tagesthema

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand in Athen. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand in Athen.

Die zweite Corona-Welle hat Griechenland fest im Griff. Nun befindet sich das Land bereits zwei Wochen in einem generellen Lock Down, doch das ursprünglich deklarierte Ziel, dass man die Schutzmaßnahmen am 30. November lockern könnte, scheint in die Ferne gerückt.

Am Sonntag (22.11.) meldete die Gesundheitsbehörde 1.498 neue Corona-Infektionen, das ist einerseits zwar der Tiefststand der gesamten Woche. Doch das allein besagt nicht allzu viel, denn an diesem Tag wurden gleichzeitig 103 Todesfälle registriert; am Samstag waren es sogar 108: ein trauriger Rekord. Im Vergleich zu den Vortagen hat sich die Todesrate damit verdoppelt. Seit Beginn der Pandemie starben 1.630 Patienten an den Folgen von SARS-CoV-2. Mehr als 1.000 davon entfallen auf den die ersten drei Wochen des November. Insgesamt haben sich seit dem Frühjahr 91.619 Personen mit dem Virus infiziert.
Beobachter sprechen mittlerweile vor allem in Nordgriechenland von „kriegsähnlichen Zuständen“. Auf einem Parkplatz des Armeekrankenhauses 424, das sich in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki befindet, wurde in den letzten Stunden ein provisorisches Krankenhaus aus Zelten und Containern errichtet; zuvor war diese Einrichtung in Afghanistan im Einsatz. Behandelt werden sollen hier in 50 Betten Patienten, die nicht mit dem Coronavirus infiziert sind. Durch diese Maßnahme soll mehr Platz für Covid-19-Patienten im Krankenhaus selbst geschaffen werden. Komplett fertiggestellt werden soll die Anlage am Donnerstag dieser Woche.
Unterdessen rechtfertigte Gesundheitsminister Vassilis Kikilias die Entscheidung seines Ministeriums, zwei private Kliniken in Thessaloniki zu requirieren. In einem Fernsehinterview erklärte er, dass der Bedarf von Plätzen auf Intensivstationen in der nordgriechischen Metropole innerhalb von 28 Tagen um 360 Prozent zugenommen habe: Am 23 November habe Thessaloniki über lediglich 34 Covid-Intensivbetten verfügt, am 5. November seien es bereits 87 gewesen; am 10. November 125 und am 20. November 198. Wenn man die Intensivbetten der Krankenhäuser auf der Halbinsel Chalkidiki sowie in Kavala und Katerini hinzuzähle, so verfügte die nordgriechische Metropole jetzt über 218 Intensivbetten, um Patienten, die an SARS-CoV-2 erkrankt sind, zu behandeln.
Scharfe Kritik hagelte es auf die jüngsten Entwicklungen seitens der Opposition. Christos Giannoulis, ein Parlamentarier der größten Oppositionspartei SYRIZA, der selbst in Thessaloniki kandidiert, rief die Regierung dazu auf, alle Intensivstationen privater Krankenhäuser zu beschlagnahmen, „so lange dazu noch Zeit ist“. Parallel dazu müssten vom Staat auch Hotelzimmer requiriert werden, wo genesene Covid-Patienten aufgenommen werden könnten, die zwar geheilt, aber noch immer Träger des Coronavirus seien, so Giannoulis. Der im SYRIZA-Schattenkabinett für das Ressort Gesundheit zuständige Politiker Andreas Xanthos erklärte seinerseits, dass das Gesundheitssystem nur durch den selbstlosen Einsatz seiner Mitarbeiter noch nicht in die Knie gegangen sei. Er forderte die Regierung nachdrücklich dazu auf, mehr Personal einzustellen.
Investitions- und Entwicklungsminister Adonis Georgiadis schätzte seinerseits in einem Fernsehinterview ein, dass der Lock Down im besten Fall schrittweise ab dem 15. Dezember gelockert werden könnte. Zunächst würden dann Spielwaren- und Weihnachtsgeschäfte für die Kunden öffnen. (Griechenland Zeitung / eh)

 

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