Login RSS

Kurz vor dem Winter: heftige Debatte über weitere Corona-Maßnahmen Tagesthema

  • geschrieben von 
Archivfotos (© Eurokinissi) Archivfotos (© Eurokinissi)

Das Coronavirus breitet sich in Griechenland weiterhin mit großer Geschwindigkeit aus. Während täglich tausende Menschen positiv auf Covid-19 getestet werden, sind die Intensivstationen landesweit überfüllt. Man ist vor allem darum bemüht, mehr Menschen von einer Schutzimpfung zu überzeugen.


Die vierte Corona-Welle bricht noch immer mit voller Kraft über Griechenland herein. Durchschnittlich haben sich in der letzten Woche pro Tag rund 6.700 Menschen mit Covid-19 infiziert. Allein am Samstag (14.11.) starben 80 Menschen an den Folgen.

211115 Corona 2 SMALL

Keine freien Plätze in Spitälern
Am Samstag mussten landesweit 536 Personen auf den Covid-Intensivstationen der Krankenhäuser behandelt werden. Schon am Tag zuvor waren in Athen und Attika nur noch 14 der dort zur Verfügung stehenden 213 Plätze auf Intensivstationen frei. Noch dramatischer ist die Lage in Nordgriechenland. Dort sind Covid-Intensivstationen restlos belegt. Immer mehr Patienten müssen dort in einfachen Krankenhausbetten behandelt werden, selbst wenn sie schwere Komplikationen, die durch das Coronavirus bedingt sind, aufweisen. Um etwas Abhilfe zu schaffen, wurden am Freitag elf private Kliniken der Städte Thessaloniki, Larissa, Volos, Karditsa, Trikala und Kozani requiriert, damit dort Patienten aus dem öffentlichen Gesundheitssektor behandelt werden können. Zudem setzt sich die Panhellenische Ärztekammer dafür ein, dass Privatärzte zum Dienst in staatlichen Krankenhäusern verpflichtet werden, um den Kollegen dort unter die Arme zu greifen.
Vor allem aber rufen Behörden und Ärzte zu einer höheren Impfbeteiligung auf. Derzeit sind etwa 64 % der Gesamtbevölkerung gegen die Pandemie geimpft worden.
Trotz der extrem angespannten Lage wird von Regierungskreisen immer wieder darauf hingewiesen, dass man keinen weiteren Lockdown über das Land verhängen werde.

211115 Corona 3 SMALL


Höhere Impfbereitschaft gefordert
Vor diesem Hintergrund schloss Bildungsministerin Niki Kerameos aus, dass Schulen in den bevorstehenden Wintermonaten generell geschlossen werden könnten. In einem Interview erklärte sie, dass von den 80.000 Schulklassen, die es landesweit gibt, derzeit nur acht aufgrund von Covid-19 zu Hause unterrichtet werden müssten. Damit eine Schulklasse aufgrund von Corona-Infektionen nach Hause geschickt wird, müssen mehr als die Hälfte der Schüler positiv auf das Virus getestet worden sein.
Was mögliche Schutzmaßnahmen betrifft, so liegt der Vorschlag auf dem Tisch, dass Menschen im Alter von über 65 Jahren obligatorisch eine dritte Impfdosis erhalten sollten. Außerdem könnte die Kapazität im Gastronomie-Gewerbe weiterhin zurückgefahren werden – sprich: weniger Tische mit weniger Gästen, dafür mit größeren Abständen zueinander. Für nicht-geimpfte Arbeitnehmer wird außerdem ein obligatorisches Arbeiten aus dem Homeoffice ins Auge gefasst. Vor allem könnte das Tragen von Mund-Nasen-Schutz auch in Außenräumen wieder eingeführt werden.
Am Montag (15.11.) beraten sich Mitarbeiter des Premierministers mit der Leitung des Gesundheitsministeriums, und am Mittwoch wird auch der Virologen-Rat über die Möglichkeit neuer Corona-Maßnahmen Entscheidungen treffen. Mit Blick auf das Infektions- bzw. Erkrankungsrisiko stellte Staatsminister Akis Skertsos fest, dass die Impfung eines 70-Jährigen mit der Impfung von 31 jüngeren Menschen gleichzustellen sei. Währen 95 Prozent der über 60-Jährigen geimpft – und nicht wie bisher lediglich 80 Prozent – dann müssten derzeit nur 100 Menschen auf den Intensivstationen behandelt werden, so der Staatsminister.

211115 Corona 4 SMALL

Scharfe Kritik an der Regierung
Unterdessen läuft der Verband der Vereinigungen der Krankenhausärzte Sturm gegen Regierungsentscheidungen bezüglich der Corona-Situation. Es wird darauf verwiesen, dass täglich Schwererkrankte, denen kein Platz auf einer Intensivstation zugewiesen werden konnte, sterben. Vor allem in Thessaloniki und Thessalien sei in vielen Fällen ein einziger Arzt für 50 bis 120 Patienten verantwortlich. Die Vereinigung sprach von einem „Verbrechen“. Die Verantwortung dafür trage die Regierung.
Außerdem dementierten die Krankenhausärzte Informationen, wonach 2.000 Kollegen im staatlichen Gesundheitssektor eingestellt worden seien. Sie verwiesen darauf, dass es sich hier lediglich um die Erneuerung bereits bestehender Zeitverträge handle. Der Verband forderte die Zwangsrekrutierung privater Krankenhäuser sowie die Einstellung von zusätzlichem Personal.
Unterdessen gehen die meisten Griechen davon aus, dass der Alltag erst Ende 2022 zu einer gewissen Normalität zurückfinden werde. Das zumindest geht aus einer Umfrage der unabhängigen Organisation diaNEOsis und des Meinungsforschungsinstituts Metron Analysis hervor. Demnach erklären 83 Prozent der Befragten, dass sie bis dahin an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt seien; zehn Prozent seien dann aber noch immer im Homeoffice. Durchgeführt wurde die Umfrage zwischen dem 5. und dem 14. Oktober. (Griechenland Zeitung / eh)


Nach oben

 Warenkorb