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Großkundgebung mit Traktoren in Athen: Bauern kündigen weitere Proteste an Tagesthema

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Unser Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel) entstand am Dienstag (20.2.) vor dem Parlament. Unser Foto (© Griechenland Zeitung / Jan Hübel) entstand am Dienstag (20.2.) vor dem Parlament.

Zu einer der größten Demonstration seit mehreren Jahren ist es am Dienstag (20.2.) in Athen gekommen. Nach Angaben der Organisatoren hatten sich mehr als 10.000 Landwirte aus dem ganzen Land vor dem Parlament zum Protest versammelt; die Polizei berichtet hingegen nur von etwa 6.500 Teilnehmern.

Begleitet wurden die Demonstranten von mehr als 200 landwirtschaftlichen Fahrzeugen, darunter mindestens 140 Traktoren. Unterstützt wurden die Bauern von Studenten und Taxifahrern, die für den kommenden Mittwoch (28.2.) zu einer weiteren Groß-Kundgebung in Athen aufgerufen haben.

Preise und Infrastruktur
Die Landwirte fordern u. a. die Abschaffung der Mehrwertsteuer für Dieselkraftstoff sowie eine weitere Reduzierung von Steuern sowie der Elektrizitätskosten. Außerdem verlangen sie, dass die Produktionskosten generell gesenkt werden, gedacht ist hier etwa an Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel.
Gesenkt werden müsse nach Ansicht der Bauern außerdem die Steuer auf Milchprodukte, die im Einzelhandel angeboten werden. Dadurch erhoffen sie sich, dass die Konsumenten mehr einkaufen, was wiederum den Produzenten zu Gute kommen würde.
Zusätzlich fordern die Protestler auch eine bessere Infrastruktur etwa zum Schutz vor Überschwemmungen. In der kommenden Woche will sich Premierminister Kyriakos Mitsotakis mit Landwirten aus Thessalien treffen, die mit schweren Schäden durch die katastrophalen Unwetter Elias und Daniel im vergangenen September konfrontiert sind.

Weitere Protestaktionen
Einige der Landwirte haben vor dem Syntagma-Platz bzw. vor dem Parlament in ihren Traktoren übernachtet. Sie sind erst am Mittwochvormittag abgezogen. Am Straßenrand hatten sich zahlreiche Einwohner Athens versammelt, um sich von den angereisten Bauern zu verabschieden und um damit ihre Solidarität zum Ausdruck zu bringen. Appelliert hatten die Landwirte an die Politik, aber auch an die Bevölkerung mit Sprüchen wie: „Ohne uns – was wirst du essen?“. Auf Transparenten zu lesen war etwa auch das europaweite Motto: „no farmers, no food, no future“.
Unterdessen erklären die Landwirte, dass die Demonstration in Athen noch nicht der Höhepunkt ihre Widerstandes gewesen sei, sondern lediglich der Anfang. Am Donnerstag wollen sie über weitere Protestformen beraten. Seit etwa einem Monat haben sie landesweit an etwa 50 neuralgischen Stellen Traktoren in Position gebracht. Sie drohen, damit zentrale Verkehrsadern – darunter auch Nationalstraßen bzw. Autobahnen – abzuriegeln. In mehreren Landesteilen sind sie mit ihren landwirtschaftlichen Fahrzeugen auch bis in größere Städte vorgerückt. Teilweise haben sie bereits Zollstationen und Grenzübergänge gesperrt. Damit wollen sie darauf aufmerksam machen, dass nicht alle Produkte, die im Land als griechische verkauft werden, auch tatsächlich von griechischen Landwirten angebaut werden; inbegriffen seien etwa Honig oder Fleisch. Sie erklären, dass solche Produkte von Händlern des Öfteren aus dem Ausland importiert und mit den griechischen vermengt würden, um größere Gewinne daraus zu schlagen.

Fotos mit Landwirten
Am Syntagma-Platz vor dem Parlament wurden die Landwirte auch von Mitgliedern der Oppositionsparteien unterstützt. So etwa machte Stefanos Kasselakis vom Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) mehrere Fotos mit den Landwirten und ließ sich erneut auf einem Traktor ablichten. Verschiedene Medien berichteten, dass er sogar die Hupe des Fahrzeugs betätigt habe.
Kasselakis stellte fest, dass sowohl die Agrarier als auch die Konsumenten nur unter großen Schwierigkeiten überleben würden; die Mittelsmänner würden hingegen große Gewinne erwirtschaften. Anwesend waren am Dienstag vor dem Parlament auch der Generalsekretär der kommunistischen KKE und die Vorsitzenden anderer kleinerer Oppositionsparteien sowie 15 Parlamentarier der sozialistischen PASOK, die nach SYRIZA die drittstärkste Kraft im Parlament bildet. Diese erklärten, dass die Maßnahmen, die die Regierung für die Landwirte getroffen habe, nicht ausreichend seien. Außerdem vertraten sie die Meinung, dass die Bevölkerung auf der Seite der Landwirte stehe. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

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