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Spontane Debatte für Frauenrechte und Gleichberechtigung im Parlament

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Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt die Vorsitzende der Plevsi Eleftherias Zoi Konstantopoulou. Unser Archivfoto (© Eurokinissi) zeigt die Vorsitzende der Plevsi Eleftherias Zoi Konstantopoulou.

Während das Parlament am Freitag über einen Misstrauensantrag gegen die Regierung debattiert hat, wurde Parteichefin Zoi Konstantopoulou verbal wegen der Tatsache angegriffen, dass sie kinderlos ist. Der Abgeordnete aus der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND), der diesen Angriff vorgetragen hatte, wurde zunächst aus der Fraktion ausgeschlossen.

Ein Misstrauensantrag gegen die Regierung, bei dem die juristische Aufklärung des Zugunglücks bei Tempi vor zwei Jahren im Vordergrund stand, ist am Freitag (7.3.) kurzzeitig zu einer Debatte für die Rechte der Frau geworden. Hintergrund dafür war eine abfällige Bemerkung des Abgeordneten der konservativen Nea Dimokratia (ND), Dimitris Kyriazidis. Dieser hatte während einer Rede der Vorsitzenden der Oppositionspartei Plevsi Eleftherias (Kurs der Freiheit) dazwischengerufen, dass diese doch „selbst Kinder bekommen oder welche adoptieren“ solle.

Beurteilung „wegen unserer Arbeit“
Weil Kyriazidis nicht auf indirekte Aufforderungen seines Parteivorsitzenden und Premierministers Kyriakos Mitsotakis gehört hatte, sich sofort bei Frau Konstantopoulou zu entschuldigen, wurde er auf Beschluss der Ethikkommission aus der ND-Fraktion ausgeschlossen. In einer anschließenden Rede entschuldigte sich Mitstotakis explizit bei Konstantopoulou sowie bei allen Frauen, „die keine Kinder bekommen können, oder keine wollen“.
Über die Ausfälligkeit ihres bisherigen Parteigenossen zeigte sich etwa auch die Ministerin für sozialen Zusammenhalt und Familie Sofia Zacharaki erbost. Sie erklärte, dass man „weder hier noch anderswo danach beurteilt wird, ob wir Kinder haben. Sondern nach der Arbeit, die wir machen.“ – Die konservative Politikerin war selbst in der Vergangenheit Opfer derartiger Angriffe gewesen. Parlamentspräsident Nikitas Kaklamanis – ebenfalls ND – entschuldigte sich ausdrücklich bei Konstantopoulou, allen Parlamentarierinnen als auch bei jeder Griechin.

„Kämpferinnen des Lebens“
Scharf reagierte auf die beleidigenden Worte von Kyriazidis vor allem die Opposition. Der PASOK-Vorsitzende Nikos Androulakis forderte Mitsotakis dazu auf, Kyriazidis nicht wieder in die Fraktion aufzunehmen, wie es in der Vergangenheit mit anderen aus ethischen Gründen ausgeschlossenen Parlamentariern der Fall gewesen sei. Der PASOK Parlamentarier Pavlos Geroulanos warf Kyriazidis vor, dass die unter Beweis gestellte „Mentalität in ihm tief verwurzelt“ sei. In der Vergangenheit hatte Kyriazidis etwa auch homophobe Sprüche gegen den damaligen Oppositionsführer Stefanos Kasselakis geäußert.
Eine Lanze für alle Frauen brach etwa auch der Generalsekretär der kommunistischen KKE Dimitris Koutsoumpas. Er beschrieb die Frauen „als Kämpferinnen des Lebens, als Hauptdarstellerinnen des Kampfes für eine hoffnungsvolle Zukunft der Gleichberechtigung und der sozialen Freiheit“. Einen Tag später lenkte auch Kyriazidis ein. In Sozialen Medien stellte er fest, dass er „als Ehemann und Vater“ spreche, dass seine Wortwahl der „Wut“ geschuldet gewesen sei, da eines seiner vier Kinder am Abend des Zugunglückes bei Tempi, das 57 Menschen – überwiegend Studenten – das Leben gekostet hatte, ebenfalls per Bahn unterwegs gewesen sei.
Am Samstag darauf hatten zum internationalen Frauentag (8. März) in Griechenland viele Frauen für Gleichberechtigung demonstriert. (Griechenland Zeitung / Elisa Hübel)

 

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