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Letzter Wahlkampftag für die politischen Titanen in Griechenland Tagesthema

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Letzter Wahlkampftag für die politischen Titanen in Griechenland
Am Sonntag finden in Griechenland Doppelwahlen statt. Die Griechen werden sowohl über künftige Kommunal- und Regionalpolitiker als auch über Europapolitiker entscheiden. Die Vorsitzenden der beiden größten Parteien ND und SYRIZA werden heute ihre letzten Wahlreden halten und versuchen, noch einige Stimmen zu gewinnen. Die letzte große Gelegenheit, das Wahlvolk für den bevorstehenden doppelten Urnengang zu gewinnen, haben heute Ministerpräsident Antonis Samaras (ND) und Alexis Tsipras, Vorsitzender des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA). Samaras wird seine zentrale Rede heute um 19.
ale Rede heute um 19.00 Uhr am Syntagma-Platz vor dem Parlament in Athen halten. Tsipras wird in der Stadt Heraklion auf Kreta sprechen.

Regierungschef verteidigt seinen bisherigen Kurs

Die Töne im Wahlkampf werden immer persönlicher. Dem Beobachter wird der Eindruck vermittelt, dass es die Vorsitzenden der beiden großen Parteien darauf abgesehen haben, sich gegenseitig durch den Kakao zu ziehen. Ins Zentrum dieser „Wahlschlacht" ist auch die faschistische Partei Chryssi Avgi gerückt. Tsipras wirft der ND vor, dass sie mit den Faschisten eng zusammenarbeiten würde. Die ND beschuldigt ihrerseits SYRIZA, dass die Linken versuchen würden, die Wähler der Faschisten für sich zu gewinnen. Gleichzeitig versucht Ministerpräsident Samaras das Volk davon zu überzeugen, dass die Entscheidungen der Regierung bezüglich der Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskrise und die damit verbundenen Spar- und Reformmaßnahmen der richtige und einzig gangbare Weg seien. Während seiner Rede am Donnerstag in der nordwestgriechischen Stadt Ioannina hat der Regierungschef die Lage in Griechenland mit einer schwierigen Wanderung auf einem hohen Berg verglichen. „Wir sind nur einen Schritt vom Gipfel entfernt", beschwor er. Doch es sei noch immer sehr leicht, wieder herunterzustürzen, so seine Warnung. Die Möglichkeit, dass sein Rivale Tsipras das Land regieren könnte, wäre in den Augen von Samaras „ein Unfall, der nicht passieren darf". Ein solcher Unfall müsse am Sonntag verhindert werden, so seine Forderung. In diesem Zusammenhang stellte das Regierungsoberhaupt fest: „Herr Tsipras geht mit dem Traum, vorverlegte Wahlen zu verursachen, ins Bett und wacht mit diesem Traum wieder auf." Doch Griechenland, so Samaras, brauche vor allem Stabilität, damit „in diesem Sommer die Touristen kommen, damit die Bankeinlagen wieder zurückkehren und damit Investitionen ins Land geholt werden können". 

Oppositionsführer fordert ein Referendum
Was den Oppositionsführer Tsiparas betrifft, so möchte dieser die Wähler davon überzeugen, dass das realisierte Spar- und Reformprogramm ein Fehler gewesen ist. Die Doppelwahlen am Sonntag müssten seiner Ansicht nach in eine Art Referendum umgewandelt werden. Damit deutete er an, dass er vorverlegte Parlamentswahlen fordern werde, wenn SYRIZA bei den Kommunal- und Europawahlen eine starke Mehrheit bekommen sollte. Während seiner zentralen Wahlkampfrede am Donnerstag am Omonia-Platz in Athen stellte er überzeugt fest: „Das Volk wird Geschichte schreiben!" Ziel sei es, die Griechen zu vereinen, um den „Sparprogrammen, der Arbeitslosigkeit, der Armut und der gesellschaftlichen Verzweiflung ein Ende zu bereiten". Auch verlieh der Oppositionschef seiner Meinung Ausdruck, dass die beiden Regierungsparteien mit den europäischen Partnern in der Praxis niemals verhandelt hätten. „Sie haben uns mit Worten in Europa behalten!" Nicht zur Sprache gekommen sei die „hohe Arbeitslosigkeit, die niedrigen Löhne und die humanitäre Krise". Tsipras fügte hinzu: „Unsere Mission ist es, Griechenland wieder nach Europa zu bringen." Man müsse Hellas wieder zu einem „gleichberechtigten europäischen Land aufbauen".

Text: Elisa Hübel, Foto: Eurokinissi

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