Am Mittwoch (4.6.) hat ein Gericht in Athen die Strafen über zehn für schuldig gesprochenen Angeklagten verhängt. Für Mord und Körperverletzung wurden sie zu Haftstrafen von vier bzw. drei Jahren verurteilt.
Hintergrund ist ein verheerendes Feuerinferno im attischen Küstenort Mati, das sich im Juli 2018 ereignete: – Mindestens 104 Menschen kamen damals ums Leben, Dutzende wurden zum Teil schwer verletzt. So muss der Mann, von dessen Garten aus das Feuer auf dem Penteli-Berg ausgebrochen war, drei Jahre hinter Gitter. Die Staatsanwaltschaft erklärte mit Blick auf sämtliche Verurteilte, dass man das Ausmaß der Schäden, die vielen Todesfälle und die schweren Körperverletzungen in Betracht gezogen habe. Berücksichtigt habe man außerdem, dass es sich bei den Schuldigen um erfahrene und spezialisierte Beamte handle, die Mitglieder der Feuerwehr waren. Von ihnen habe der Staat verlangen können, dass sie in der Lage sein müssten, kritische Entscheidungen zu treffen, um Menschenleben zu retten. Freigesprochen wurden hingegen die damalige Gouverneurin von Attika Rena Dourou als auch der ehemalige Bürgermeister von Marathon Ilias Psinakis und der frühere Bürgermeister von Rafina Evangelos Bournous.
Transparent
Die Familienangehörigen der Verstorbenen und der Verletzten zeigten sich angesichts der nun in zweiter Instanz verhängten Gerichtsurteile nicht zufrieden. Sie hatten weit höhere Strafen gefordert – und wollten zudem weitere Verantwortungsträger für das Unglück haftbar machen.
Der Generalsekretär der kommunistischen KKE Dimitris Koutsoumpas konstatierte, dass man den „Kampf für die echte Bestrafung der Schuldigen“ fortsetzen werde. Dabei sprach er u. a. von „staatlichen Verbrechen“ und einem Fehlen der erforderlichen Infrastruktur. Zoi Konstantopoulou, Vorsitzende der Plefsi Eleftherias, die sich mittlerweile in vielen Umfragen zur größten Oppositionspartei aufgeschwungen hat, kritisierte, dass das Gericht, wo der Prozess durchgeführt wurde, nicht dafür zuständig sei, ein Gerichtsverfahren, wie dasjenige von Mati, zu bearbeiten. Die gestandene Juristin erklärte, dass der Prozess „wie ein Autounfall ohne Opfer behandelt“ worden sei, obwohl man eigentlich „wegen Serienmordes mit möglicher Absicht und Gefährdung im Ausmaß eines Verbrechens“ hätte verhandeln müssen. (Griechenland Zeitung / eh)